Interview mit Piroska Kocsány

25.04.2013 18:46

 

 

Frau Dr. CSc. Piroska Kocsány ist die ehemalige Direktorin, jetzt pensionierte Dozentin unseres Instituts. Eine besonders vielseitige Persönlichkeit, die nicht nur auf diversen Gebieten der Linguistik Dauerhaftes geschaffen hat, sondern die sich auch im DaF-Bereich und in der Kulturvermittlung betätigt. Sie ist Autorin zahlreicher Lehrwerke und Gründerin bzw.bis heute Ehrenvorsitzende des Deutschen Kulturforums Debrecen. Sie war auch jahrelang u. a. für den Inhalt bei der Studentenzeitung Nem Nagy Kunst verantwortlich und hat uns bei der Wiederbelebung der NNK beachtliche Hilfe geleistet, wofür wir ihr sehr dankbar sind. Aus diesem Anlass haben wir sie über die Geschichte und über ihre Erfahrungen als Verantwortliche für die NNK-Redaktion befragt, und sie hat sich bereit erklärt, unsere Fragen zu beantworten:

 

 

1. Wer war der Gründer der Nem Nagy Kunst? Wann und wie tauchte die Idee auf, dass das Institut für Germanistik eine eigene Zeitung haben soll?

Was die Gründung betrifft, das hängt mit der Tätigkeit von Dr. Gunther Dietz zusammen. Er arbeitete bei uns fünf Jahre lang als DAAD-Lektor und hat sehr viel fürs Institut getan. Soviel ich weiß, ist er jetzt in Augsburg tätig. Er konnte mehrere engagierte junge Leute für die Idee gewinnen, eine Institutszeitung ins Leben zu rufen, die von den Studenten verfasst und redigiert wird. Der Titel der Zeitung stammt auch von ihm und  seinem Team. Nach ihm gab es eine Lücke in der Geschichte der NNK – da wir auch   ein paar Jahre keinen DAAD-Lektor hatten. Die Lücke habe ich dann mit einigen StudentInnen versucht zu füllen. Das war in den Jahren 2004-2005. Danach nahm die DAAD-Lektorin Lydia Böttger die Fortsetzung in die Hand, und nach ein paar Jahren kommt jetzt eure neue Redaktion an die Reihe.

 

2. Wie haben die Leser das erste Heft angenommen?

Ich kann mich noch gut erinnern, welch große Freude es damals war, endlich eine Zeitung zu haben. Immerhin spricht es für sich, dass kaum mehr ältere Exemplare zu findensind . Ich nehme an, dass sie alle vergriffen sind.

 

3. Gab es  wichtige Ereignisse, Veranstaltungen, welche die Zeitung NNK ihren LeserInnen mitteilte?

Ja, natürlich gab es sehr viele schöne, wichtige Veranstaltungen und Ereignisse, über die die NNK berichten konnte. Man kann die Interviews und die Artikel im Internet nachlesen, denn die alten Exemplare sind im Netz archiviert und dort abrufbar. . Aber die Zeitung hatte nicht nur über „wichtige Ereignisse“  berichtet. sondern auch  das Institutsleben war Inhalt der Zeitung.. Was mir besonders gut gefallen hat, waren Berichte, Rezensionen über Bücher oder Musikstücke oder über Erlebnisse, die ein bisschen „wissenschaftlicher“ waren: Übersetzerwerkstatt und Ähnliches mehr. Ich bin nicht so sehr dafür, dass man unter dem Motto „studentisches Leben“ über Tischfußball, Disko und Ähnliches berichten sollte, aber da bin ich wahrscheinlich schon zu alt, und ich will  keineswegs ausschließen, dass das nicht auch wichtig ist.

 

4. In welche Schwierigkeiten geriet die Redaktion, als sie damit konfrontiert wurde, dass in dieser  digitalisierten Welt kaum noch jemand eine Zeitung liest?
Es gab keine solchen Schwierigkeiten. Erstens musste man sehen und einsehen, dass die Herstellung von Papier teuer ist, und die andere Variante weniger Geld kostet. Und die erste NNK, die nicht gedruckt wurde, sondern nur im Internet erschien, war nach meinem Dafürhalten eine sehr  gelungene Nummer. Und danach gab es parallele Ausgaben, die ebenfalls sowohl online , als auch auf Papier erschienen. Ich bin fürs Internet, also ich glaube, dass es kein Problem ist, dass man alles im Internet lesen kann.

 

5. Welche Hilfe leistete die NNK den StudentInnen beim Sprachlernen?

Für diejenigen, die daran mitgearbeitet haben, konnte die NNK schon eine große Hilfe bedeuten. Ich habe 2007/2008 mit StudentInnen gearbeitet, die Materialen für die Zeitung zusammengetragen haben. Gemeinsam haben wir Texte gelesen, Filme angesehen, das Gesehene besprochen, dann haben sie die Artikel verfasst, und vor dem endgültigen Erscheinen wurden sie korrigiert . Ich glaube, das ist wichtig, und ich bilde mir auch ein, dass sie dadurch viel gelernt haben. Ich glaube nicht, dass es unbedingt nötig ist, dass die Redaktion als  Seminargruppe besteht  und damit quasi den StudentInnen aufoktroyiert wird. Es kann doch für engagierte Leute eine schöne Herausforderung sein, wenn sie in einem guten Team für ein gemeinsames  Ziel arbeiten  – auch wenn die Arbeit nicht zu einer Lehrveranstaltung gehört und dementsprechend nicht etwa durch Kreditpunkte honoriert wird.

 

6. Woran erinnern Sie sich am liebsten, was die Arbeit der Redaktion und die Geschichte der NNK anbelangt?

Ich erinnere mich am liebsten an eine Nummer, die ich mit StudentInnen aus meiner Seminargruppe erstellt  habe, bei denen ich Einführung in die Sprachwissenschaft unterrichtete. Ich konnte mit  dieser Seminargruppe sehr gut arbeiten. Und es gab unter ihnen einige, die besonders engagiert waren. Da haben wir ein Semester erwischt, wo wir auch wichtige Gäste hatten, z. B: Barbara Frischmuth, eine sehr bedeutende österreichische Schriftstellerin, die in den sechziger Jahren auch in Debrecen studiert hat. In dem gleichen Semester hatten wir auch zwei weitere Gäste. Die StudentInnen haben damals das erste Mal einen gemeinsamen Ausflug nach Wien gemacht. Und weil das so neu war,  stellte es auch eine besondere Möglichkeit dar, darüber in Wort und Bild zu berichten. Die Zusammenstellung der Materialien hat den StudentInnen und mir selbst sehr viel Freude bereitet.

 

7. Worüber würden Sie selbst in der Zukunft auf unserer Webseite gerne lesen?

Vielleicht fange ich damit an, was ich nicht so besonders gerne lesen würde, weil ich das für trivial halte: Gespräche mit den Dozenten über Inhalte von Stunden und Prüfungen zum Beispiel. Das würde mich nicht so sehr interessieren. Für die StudentInnen kann das allerdings auch wichtig oder interessant sein. Gerne würde ich über Bücher, über Theater in Debrecen, über Veranstaltungen im Modem lesen, natürlich auch über das Deutsche Kulturforum, dann auch über Alltagsthemen, die aktuell sind, und die einen vielleicht zum Denken anregen können.

Ich habe es damals auch für sehr interessant gehalten, dass eine Studentin Möglichkeiten beschrieben hatte, wie man Origami machen kann. So was Leichteres würde ich auch nicht ausschließen, es müsste einfach eine bestimmte Harmonie entstehen.

 

8. Hätten Sie für uns, für die neue Redaktion nützliche Vorschläge, was die Zukunft der NNK angeht?

Ich glaube, es ist am besten, wenn man selber den Weg für sich findet. Ich weiß nicht, ob ich darüber hinaus, dass ich meine persönlichen Wünsche hier versucht habe zu formulieren, noch weitere „Vorschläge“ hätte. Allerdings würde ich das Faktum, dass es hier um eine Universität geht, und nicht um eine Mittelschule, oder um eine Fachausbildung auf einem niedrigeren Niveau, also dass man hier die Intellektuellen der Zukunft ausbildet, immer betonen. Das müsste stärker hervorgehoben werden, als es in den mir bekannten Jugendblättern vertreten ist oder erscheint. Ich könnte mir vorstellen, dass in der neuen NNK, wie das auch früher der Fall war, eine Übersetzungswerkstatt funktioniert. Eine besonders gute Möglichkeit ist es auch, über Bücher oder Filme zu berichten, Kritiken oder Rezensionen zu publizieren. Es muss nicht alles  explizit auf die Germanistik bezogen sein, aber man könnte wahrscheinlich viele Anknüpfungspunkte finden.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Krisztina Kurdi und Emese Bodnár

 

 

Lektoriert von Jana Walter