Karneval der Kulturen in Berlin

25.04.2013 16:45

 

Berlin, die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Die Berliner Mauer, der Reichstag, das Brandenburger Tor und der so häufig erwähnte Fernsehturm … Sehr viele Sehenswürdigkeiten, über die man, tagelang erzählen könnte, aber jetzt geht es nicht darum. Diese wunderschöne Stadt wurde nicht nur durch ihre Sehenswürdigkeiten berühmt, sondern auch durch die Veranstaltungen, die da organisiert werden. Berlin ist die Hochburg der Kultur. Na ja … Aus meinen persönlichen Erfahrungen kann ich euch einiges über diese Stadt erzählen und gerade deswegen habe ich mich dafür entscheiden, über das Thema „Karneval der Kulturen in Berlin“ zu schreiben.

Im Frühling 2008 hatte ich mit meiner Volkstanzgruppe die Möglichkeit, an dem XIV. Karneval der Kulturen in Berlin teilzunehmen und dort mit unserer Tanzproduktion Ungarn zu vertreten. Das heißt, dass wir darum gebeten wurden, eine ganze Stunde lang auf der zentralen Bühne des Karnevals aufzutreten. Wir hielten es für ziemlich erstaunlich, auf was für einer großen Fläche der Karneval stattfand, weil wir noch nie zuvor auf einer so großen „Bühne“ getanzt hatten. Wir konnten unglaublich viele Traditionen und Gewohnheiten ganz diverser Kulturen der Welt erfahren, wie z. B. Höker, Prachtwerke des koreanischen, afrikanischen und südamerikanischen Handwerks, Bratwurst, Braten, der Duft der deutschen geräuchert-gekochten Hachse, das unerlässliche Bier, die auffällige Trommelkapelle, die brasilianischen Tänzer, die Bläser, die bemalten Pantomimen. Die Wirkung der Produktionen auf die Menschenmenge war unglaublich: ratternde Fotoapparate, raschelnde Kameras und rauschender Beifall. Die genaue Anzahl der teilnehmenden Gruppen kennen  wir bis zum heutigen Tag nicht. Wir sahen aber, dass die TeilnehmerInnen beim Treffpunkt in zwei Schlangen in einer drei Kilometer langen Straße standen. Auf der Straße mussten wir 7 Stunden lang tanzen und singen, ohne eine Pause zu haben. Beiderseits der Straße jubelten ungefähr 1,5 Millionen Menschen aller Nationalitäten. Auf dem langen anstrengenden Weg durften wir unsere Konzentration auf keinen Fall verlieren, denn die Deutschen wollten uns sehen und hören, sich amüsieren. Was uns auffiel, dass es da keine Polizisten, keine Kordons gab, so kamen die Zuschauer aus der Menschenmenge zu den Künstlern auf die Straße, machten Videos, tanzten mit uns, betasteten unsere Kleider. Sie wurden eigentlich ein Teil der ganzen Show, ohne ihre Mitwirkung wäre der Karneval nicht so wahnsinnig schön gewesen.
 

Wo wir mit der Fahne Ungarns erschienen, waren  die folgenden Schreie zu hören: „Szeretlek, Magyar! Szia, Magyar! Csárdás-csárdás! Sör – Pálinka!” (Ich liebe dich, Ungarn! Hallo, Ungarn! Bier und Schnaps!”) Unsere Gefühle brachen aus, von den neuen Erlebnissen wurde uns sogar schwindelig. Der Stolz und die Freude, „Ja, wir kommen aus Ungarn!”, waren nicht zu beschreiben. Die verschwollenen Füße in den Stiefeln, die immer schwerere Bunda waren kaum erträglich. Der Tanz fiel uns so schwer wie nie zuvor im Leben, aber wir konnten damit nicht einmal eine Minute lang aufhören. Dank den Ungarn, die in Berlin leben und die unsere Fremdenführer waren, hatten wir am nächsten Tag die Gelegenheit, Berlin aus ihrer Perspektive zu besichtigen. Am Ende des Tages kam es noch zu einer Zusammenkunft, wo wir uns vorstellen und über uns, unseren Trachtenverein, Ungarn, unsere Region erzählen mussten. Was ich nie vergessen werde, ist, dass wir, also Leute aus Ungarn und aus Berlin nach dieser kurzen Präsentation gemeinsam tanzten und sangen. Ich hatte das Gefühl, dass das alles nicht in Deutschland, sondern in einem ungarischen Tanzhaus irgendwo in Debrecen passiert wäre. Das ist Berlin!
 

Um solche unvergesslichen Erlebnissen war ich reicher geworden, als ich zu Hause wieder ankam. Zusammenfassend kann ich feststellen, dass die Berliner echt freundliche, nette, sowie lebenslustige Menschen sind, von denen wir viel lernen sollten. Berlin kann uns Ungarn als Vorbild dienen, weil wir in Ungarn nicht unbedingt nur unsere eigenen Traditionen pflegen und bewahren sollten, sondern gegenüber anderen Kulturen viel aufgeschlossener sein müssten, als wir es heute sind. Die Traditionen und die eigene Kultur zu pflegen zählt aber leider auch zu den „Tätigkeiten”, die heute nicht mehr so gerne gemacht werden wie vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten. Berlin ist aber total anders. Deutschlands Hauptstadt, die jedes Jahr an den Tagen des Karnevals der Kulturen zu einem Märchenland wird, ist in ihrer Art ein Wunder.

Ich hoffe, dass ich in diesem kurzen Bericht euer Interesse erwecken konnte, und was den Karneval im Mai 2013 anbelangt, könnt ihr bereits Infos über das Programm auf den folgenden Webseiten  bekommen. Das Straßenfest findet zwischen dem 17. und dem  20. Mai statt und alle BesucherInnen sind natürlich herzlich willkommen!

 

https://www.facebook.com/karnevalder.kulturenberlin?ref=ts&fref=ts

www.karneval-berlin.de/de/
 

 

Hajnalka Baranyai

 

 

Lektoriert von Dr. Karl Katschthaler